„Wir können jetzt auch dreckig 1:0 gewinnen“

von Markus Schütz, anpfiff.info

Fast 40 Tore hat der Tabellenführer SV Weichendorf in der laufenden Serie bereits geschossen, beim TSV Scheßlitz reichte ein einziges zum Dreier. Erzielt hat es vor ca. 100 Zuschauern auf dem Platz des Scheßlitzer SG-Partners Stübig Tobias Mößner. So freuten sich die Gäste über ein „dreckiges Einsnull“, die Scheßlitzer ärgerten sich, weil mehr drin war.

Mit dem erkrankten Marvin Leßner und dem noch immer verletzten Oliver Ohland fehlten den Weichendorfern zwei wichtige Akteure, zu denen sich kurz vor Spielbeginn auch noch Stürmer Kingsley Osuji gesellte, der sich beim Aufwärmen zerrte. Dafür stand nach über zwei Jahren Verletzungspause Adrian Pfister wieder mit im Kader. „Wir stehen gut da und sind deshalb momentan in der Lage, nur auf uns zu schauen. Dazu haben wir momentan einfach das Glück des Tüchtigen auf unserer Seite.“, so der bisher natürlich zufriedene Trainer des Tabellenführers, Manni Drozd. Damit das so bleibt, sollte ein Sieg beim TSV Scheßlitz her, „der allerdings aufgrund seiner Inkonstanz schwer einzuschätzen ist. Der TSV hat uns in der letzten Saison in die Suppe gespuckt, das soll diesmal nicht passieren.“ <br />Dem TSV Scheßlitz fehlten Markus Freitag und Markus Felsch, dazu wussten die Gastgeber nicht, wie lange es bei Jannik Schulak geht, den eine Erkältung plagt. „Weichendorf ist als Spitzenreiter natürlich favorisiert.“, erklärte Co-Trainer Jörg Wudi vor der Partie. „Für uns wird wichtig sein, dass wir bei den langen Bällen der Weichendorfer und bei ihren Standards hellwach und bei unseren eigenen Chancen effektiv sind!“

Schneller Beginn der Weichendorfer

Der SV Weichendorf war das Team, das als erstes Tempo ins Spiel brachte. Über die linke Seite setzte immer wieder Fabian Betz zu Läufen an, so dass die Scheßlitzer Defensive gleich früh beschäftigt war. Zudem erwies sich Murat Cümen als zuverlässiger Zielspieler im Sturmzentrum, der gleich mal einen langen Ball per Kopf auf Tobias Mößner ablegte, den der aus 18 Metern allerdings vorbeisetzte. Zudem ging ein wuchtiger Freistoß von Christian Schrüfer – noch abgefälscht – knapp vorbei. Nach und nach sortierten sich die Scheßlitzer und spielten aus einer nun kompakten Defensive selbst schnell nach vorne. Nach einer Viertelstunde steckte der quirlige Jannik Schulak schön auf Jonas Deckert durch, aber Manuel Schrüfer verschob aufmerksam und blockte im letzten Moment. Auf der Gegenseite setzte Fabian Betz, wieder eingesetzt per Cümen-Weiterleitung, den Ball um einiges über die Querlatte. Ab Mitte der Halbzeit spielte sich das Geschehen dann zumeist im mittleren Drittel ab, wobei Weichendorf auf dem durchaus nicht leicht zu bespielenden Untergrund leichte Feldvorteile hatte. Gegen die aufmerksame Scheßlitzer Defensive um die kopfball- und zweikampfstarken Gries und Tinkl gab es übers Zentrum allerdings kaum ein Durchkommen. Erst, als wieder Fabian Betz über Außen geschickt wurde und den Ball vors Tor brachte, brannte es im Scheßlitzer Strafraum. Aber mit vereinten Kräften verhinderte die Heimelf die Abschlüsse von Murat Cümen und Christian Schrüfer. Die dickste Chance bis dahin hatten dann die Scheßlitzer, als nach einem langen Ball der ansonsten starke Peter Koch im Abwehrzentrum wegrutschte und Jonas Deckert über halbrechts in den Strafraum eindringen konnte. Er legte quer auf den acht Meter vor dem Tor lauernden Jannik Schulak, der hielt die breite Seite hin – setzte den Ball allerdings knapp am rechten Pfosten vorbei.

Tobias Mößner trifft per Kopf zur Gästeführung

Auch zu Beginn des zweiten Durchganges bewegten sich die beiden Teams in vielen Aspekten des Fußballs weitgehend auf Augenhöhe – und neutralisierten sich so weitgehend. Dann spielte sich zunächst der TSV Scheßlitz in eine gute Phase. Genauere Zuspiele, mehr Zug nach vorne und besseres Nachrücken sorgten dafür. Der eingewechselte und von Jannik Schulak eingesetzte Sven Görtler setzte einen Schlenzer knapp übers Tor und bei einer Flanke musste Manuel Schrüfer in höchster Not klären. Weichendorf hielt allerdings dagegen, fuhr hoch und spielte nun selbst wieder konzentrierter nach vorne. Über rechts kamen die Gäste zwei Mal gefährlich durch, aber die scharfen Hereingaben von zunächst Jonathan Roth und dann von Christian Schrüfer schnappte sich jeweils Keeper Yannik Wudi. Aufgrund des bisherigen Geschehens und der nahenden Schlussviertelstunde machte sich auf beiden Seiten die Erkenntnis breit: „Wer das erste Tor schießt, wird hier wohl als Sieger vom Feld gehen.“ Den Beweis dieser These lieferte dann der SV Weichendorf in Person von Tobias Mößner. Er setzte sich etwa zehn Meter vor dem Tor in der Luft gegen die großgewachsene Scheßlitzer Abwehr durch – und setzte eine Betz-Flanke per Kopf genau neben den langen Pfosten. Scheßlitz wurde in dieser Szene auch für seinen Spannungsabbau bestraft, der zuvor in der einen oder anderen, nicht mehr mit der letzten Konsequenz geführten Aktion sichtbar wurde. Zwar war noch genügend Zeit, um zumindest noch einen Punkt mitzunehmen. Allerdings lösten die Weichendorfer die Aufgaben, die ihnen die nun etwas mehr drückenden Scheßlitzer stellten, recht souverän auf und ließen sich in der Defensive auf keine Sperenzchen mehr ein. Weil bei einem Konter über Jonathan Roth Murat Cümen im Zentrum die Hereingabe um ein paar Zentimeter verpasste, blieb es beim knappen Auswärtssieg der Weichendorfer – die damit ihren siebten Sieg in Folge einfuhren und das zehnte Mal in Serie unbesiegt blieben.

„Wenn du sie heute nicht schlägst…“

So sprach Scheßlitz‘ Trainer Stefan Grasser unmittelbar nach der Partie. Damit meinte er, dass seine Elf dem Tabellenführer in vielerlei Hinsicht ebenbürtig war und gegen die torhungrigste Mannschaft der Liga wenig zuließ. Und eben selbst die Chance hatte, dasjenige Team zu sein, das den berühmten „ersten Treffer“ vorlegt. Allerdings fehlte den Gastgebern dazu vor dem Tor einfach die Durchschlagskraft. Denn so richtig eingreifen musste Gästekeeper Schuler eigentlich kaum. Das insgesamt chancenarme Spiel wurde geprägt von zwei starken Defensivreihen, die wenig zuließen. Und wer in einem solchen Spiel aus seinem Wenigen mehr rausholt, gewinnt dann auch nicht zu Unrecht durch ein, wie Manni Drozd nach der Partie zu Recht erkannte, „dreckiges Einsnull“…