Je ein Punkt, mit dem keiner zufrieden war
von Markus Schütz, anpfiff.info
„Das Unentschieden war für beide zu wenig.“, hörte man sowohl von Weichendorfer als auch von Merkendorfer Seite nach einem kampfbetonten und phasenweise hektischen Derby, in dem sich die Nachbarn vor 320 Zuschauern mit 1:1 trennten. Tabellarisch gesehen konnten die Merkendorfer besser damit leben, schließlich hielten sie den SVW zumindest auf Distanz.
Bis auf die Langzeitverletzten Kevin Linke und Luca Topczak waren beim SV Merkendorf alle Mann an Bord, wie Spielleiter Tobias Schrüfer vor der Partie mitteilte. Die Merkendorfer wollten nicht nach unten, sondern nach oben auf die Nichtabstiegsplätze schauen und deshalb „voll auf Sieg spielen! Nicht nur, weil es ein Derby ist, sondern weil wir auch aus dem Hinspiel noch etwas gutzumachen haben.“ Damals erzielte Keeper Schuler, der im Rückspiel auf der Bank saß, den Ausgleich in der Nachspielzeit für die Weichendorfer.
Verdiente Merkendorfer Führung zur Pause
Die Rahmenbedingungen waren vom Untergrund her und vom Druck aufgrund der Bedeutung so, dass kein spielerischer Leckerbissen, sondern eine vorwiegend vom Kampf geprägte Partie zu erwarten war. In der Anfangsphase waren die Gäste das aktivere Team, der SV Weichendorf stand kompakt und griff etwa in Höhe der Mittellinie an. Die offensiven Versuche der Merkendorfer führten zwar zu Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte, allerdings zunächst zu keinen größeren Chancen, ein Mal stand Rabbie Khalil bei einem Zuspiel von Flo Ultsch im Abseits und einen abgewehrten Ball setzte Jan Pfister flach neben das Gehäuse. Weichendorf selbst lauerte zwar auf Umschaltsituationen, aber lange Zeit hing Sturmspitze Benjamin Gössl in der Luft. Nach einer Viertelstunde war es dann nach einer schnellen Seitenverlagerung Ionut Ojica, der nach innen zog, den Ball aus 18 Metern aber zwei Meter am langen Pfosten vorbei setzte. Kurz darauf hatten die Gastgeber dann ebenfalls ihre erste nennenswerte Offensivaktion. Ausgangspunkt war ein Abschluss von Matteo Schramm, der abgefälscht zu Lars Dippold kam, der aber den Ball aus spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei setzte. Danach kam meist das zu erwartende Bild zum Vorschein: Viele Ungenauigkeiten auf dem schwierigen Geläuf, viele Ballverluste und Rückeroberungen und vor allem viele Zweikämpfe im Mittelfeld. Geprägt war das Ganze natürlich auch davon, dass beide Teams kein allzu großes Risiko nach vorne eingingen. Und so dauerte es bis zur 37. Minute, bis sich vor einem der Tore wieder etwas tat. Erneut war es Ionut Ojica, der es mit Links von knapp außerhalb des Sechzehners versuchte, aber Keeper Marco Beck tauchte ab und hatte mit dem Flachschuss keine größeren Probleme. Kurz darauf war er allerdings geschlagen. Im Zentrum hatten die Merkendorfer endlich einmal Platz und fuhren einen kontrollierten Angriff, bei dem Rabbie Khalil schließlich auf den einlaufenden Ionut Ojica durchsteckte, der tauchte frei vor dem Kasten auf und spitzelte den Ball zur insgesamt verdienten Gästeführung in die Maschen.
Weichendorf kommt gut raus – und gleicht aus
In der Pause reagierte Weichendorfs Trainer Jan Scheibe gleich doppelt. Zum einen personell, denn er brachte zwei frische Akteure. Zum anderen aber auch von der Ausrichtung her. Die Heimelf stand deutlich höher, lief früher und vor allem aggressiver an. Und der Umschwung von abwartend zu aktiver sollte sich früh auszahlen. Über links kam der gerade eingewechselte Hannes Schmidt durch und schloss aus etwas spitzem Winkel ab. Keeper Julian Krapp parierte diesen ersten Versuch, aber der Ball prallte vor die Füße von SVW-Kapitän Christopher Safrath, der aus zwölf Metern abzog – Krapp war zwar noch mit den Fingerspitzen dran, aber der Ball überquerte die Torlinie des Merkendorfer Gehäuses zum 1:1. Da war die zweite Hälfte gerade einmal drei Minuten alt. Nach diesem Ausgleich konzentrierten sich beide Teams wieder auf Torsicherung bzw. darauf, den Gegner nicht ins Spiel kommen zu lassen. Weil das gegenseitig immer wieder gelang und weil vor allem die Unsauberkeiten in den Zuspielen immer wieder vorkamen, gab es in der Folgezeit zwar viel Kampf um jeden Ball, aber eben auch kaum geordnete Angriffe oder gar echte Torchancen. Dafür kam in den letzten 25 Minuten etwas mehr Hektik ins Spiel. In der 68. Minute musste Merkendorfs Alexander Globisch nach einem Disput mit den Zuschauern vor der Weichendorfer Bank für zehn Minuten vom Feld. Mit dieser Unterzahl gingen die Gäste aber gut um und machten die Räume trotzdem eng, so dass sie diese Phase überstanden. Aber die eine Unterzahl ging in die nächste quasi über. Denn der schon gelbvorbelastete Rabbie Khalil musste nach einem weiteren Foul im Mittelfeld mit Gelb-Rot vom Feld. Für die Weichendorfer also erneut die Möglichkeit, das Momentum in der bereits angebrochenen Schlussviertelstunde auf ihre Seite zu ziehen. Schließlich waren sie vom Tabellenbild diejenigen, die einen Dreier noch einen Tick mehr brauchten als die Merkendorfer. Allerdings hielt die Überzahl diesmal nicht lange, denn Nicolas Düthorn, der bis dahin ein gutes Spiel machte, musste ebenfalls nach seiner zweiten Gelben vom Feld. Die letzten Minuten gehörten aber dennoch den Weichendorfern. Zunächst klärte der eingewechselte Steffen Sauer mit einer starken Abwehraktion vor dem kopfballbereiten Oliver Ohland, ansonsten hätte es wohl gescheppert. Kurz darauf lag der Ball nach einer scharfen Hereingabe am Fünfer der Merkendorfer kurz frei, bis ein Gäste-Abwehrspieler die Situation löschte. Und schließlich kam ein Flankenball bis zum langen Fünfer durch, wo Christopher Safrath in den Ball grätschte, ihn im Fallen aber neben den Pfosten drückte. Und so blieb den Weichendorfern der sogenannte Lucky Punch versagt, denn kurz darauf beendete Schiri Daniel Möller die Partie.
Beide Seiten unzufrieden
Auch, wenn es in der Partie keinen Verlierer gab, so fühlten sich trotzdem beide so. Denn natürlich ist der Punkt zu wenig für beide Seiten, er war aber der gerechte Spielausgang. Denn in einem chancenarmen Spiel hatten in der ersten Hälfte die Merkendorfer, in der zweiten die Weichendorfer Vorteile. Wie erwartet, war die Partie kein spielerischer Leckerbissen, das gaben die Umstände, aber auch die Fehleranfälligkeit nicht her. So lebte das Spiel von der Spannung und vom Kampf, den beide annahmen. Und in den nächsten Partien weiter annehmen müssen, um den nächsten tabellarischen Schritt zu machen. Der wäre für die Merkendorfer der Sprung auf einen Nichtabstiegs- und für die Weichendorfer der auf einen Relegationsplatz.