Weichendorf baut seinen Vorsprung aus

Es war ein deutlich härteres Stück Arbeit, als das Ergebnis vermuten lassen könnte, der 3:0-Sieg des SV Weichendorf in Hollfeld. Vor ca. 220 Zuschauern setzte sich der Tabellenführer durch – und setzt sich ab. Für die gastgebenden Hollfelder war es die erste Saisonniederlage.

Bei den Gästen fiel mit Simon Schmoll ein wichtiger Spieler aus, dazu gingen Alexander Globisch und Jochen Mößner angeschlagen in die Partie, hielten aber durch. „Wir wollen die Hollfelder früh unter Druck setzen, aber nicht auf Gedeih und Verderb.“, lieferte Weichendorfs Trainer Manni Drozd quasi die Definition für „kontrollierte Offensive“. Drozd: „Wir wollen hier gewinnen und unseren Vorsprung ausbauen!“ Auch beim ASV Hollfeld konnte mit Simon Schwarz eine zentrale Figur nicht von Beginn an mit auf dem Platz stehen. Er war aber auf der Bank und wurde zur Halbzeit eingewechselt. Während die Gastgeber in den letzten Wochen personell immer mal wieder auf dem Zahnfleisch standen, waren rechtzeitig zum Spitzenspiel nahezu alle Akteure wieder mit an Bord.

Lange Abtastphase – dann die Gästeführung

Nicht ungewöhnlich, dass bei einem Spiel mit dieser Konstellation das Risiko zu Beginn eher niedrig gehalten wird von beiden Seiten. Abtasten, gegenseitiger Respekt, erst einmal in die defensive Ordnung finden, keine Fehler machen. So lauten üblicher Weise die Schlagwörter für das, was die beiden Teams anfangs praktizierten. So gab es lange außer ein, zwei Standards hüben wie drüben, kaum gefährliche Aktionen zu sehen. „Das sieht ja aus wie ein Freundschaftsspiel!“, rief Weichendorfs Abteilungsleiter Thomas Baum nach 20 Minuten aufs Feld. Aber eines, in dem seine Mannschaft kurz darauf in Führung ging und das danach einen anderen Charakter bekam. Ausgangspunkt dieses Treffers war ein starkes Zuspiel von Marvin Leßner, der nach Cümen-Ablage auf den startenden Christian Schrüfer durchsteckte. Dessen scharfe Hereingabe drückte der bereits wieder mitgelaufene Murat Cümen am langen Pfosten über die Linie. Stark gemacht. Und der Torschütze hätte kurz darauf nachlegen können, wenn nicht müssen. Denn als Keeper Alexander Munsch aus dem Tor heraus kam, aber den Ball verfehlte, war plötzlich der Weg frei für Cümen. Von einem kurzen Zupfer von Felix Brand auf dem Weg zum Ball etwas aus dem Konzept gebracht, setzte er ihn aus kurzer Distanz neben das verwaiste Gehäuse. Der ASV, bei dem sich nun Jochen Hollfelder immer mehr Bälle hinten abholte, hatte bis dahin aus dem Spiel heraus keine echte Torchance. Packte aber in der 37. Minute einen schönen Angriff aus. Jan Hagen setzte den startenden Michael Jöbstel ein, der alleine auf Keeper Marco Beck zulief. Der drängte den Stürmer jedoch gut nach Außen ab, so dass er eben nicht abschließen konnte und den Ball von der Grundlinie aus zurücklegen musste. Da wurde er dann von der Weichendorfer Hintermannschaft geklärt. Auf der Gegenseite hatte der SVW immer wieder gerade dann Ansätze, wenn Cümen getroffen wurde und die Bälle festmachen konnte für seine nachrückenden Mitspieler. So, wie kurz vor der Pause, als er mit allem, was er hat einen starken Flugball von Alexander Globisch festmachen und Johannes Stieg bedienen konnte. Er war frei durch und hätte erhöhen müssen, verfehlte aber das Tor aus kurzer Distanz.

Hollfeld wird stärker und gefährlicher – aber Weichendorf legt nach

Zur Pause wechselten die Gäste zwei Mal, beim ASV Hollfeld kam Simon Schwarz, der sofort mehr Struktur und Schwung brachte. Und die Gastgeber standen nun höher, liefen früher an und hatten durch Christopher Schmitt früh einen vielversprechenden Abschluss. Sein 25m-Knaller ging aber knapp am Gehäuse vorbei. Noch näher an den Ausgleich kam Sebastian Mache, aber er scheiterte mit einem Kopfball nach einer Ecke an der Oberkante der Latte, dazu wurde Michael Jöbstel in aussichtsreicher Position wegen Abseits zurückgepfiffen. Ein richtig guter Start der Hollfelder in die zweite Hälfte. Aber eben ohne Ertrag. Stattdessen legten die Weichendorfer nach in einer Phase, in der sie zum Reagieren gezwungen waren und oftmals einen Tick zu hektisch die Bälle gleich wieder her gaben. Das 0:2 war ein Geschenk der Hollfelder – und der Sonne. In die blickte nämlich Keeper Alexander Munsch bei einem eigentlich zu lang geratenen Freistoß von Peter Koch. Statt einer sicheren Beute machte der Hollfelder Torhüter den Ball nochmal scharf – Fabian Betz roch den Braten und nickte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie (70.). Aber die Hollfelder gaben sich längst noch nicht auf. Und hatten ihre Gelegenheiten. In der 79. lag der Ball tatsächlich im Weichendorfer Tor, aber bei der Kopfballverlängerung von Jöbstel auf Hollfelder entschied Schiri Neubauer auf Abseits. Und kurz darauf hatte Gästekeeper Marco Beck etwas gegen den Anschluss, als er nämlich einen mustergültigen Volleyschuss von Jochen Hollfelder mit den Fingerspitzen noch an die Querlatte lenkte. Die Gastgeber nun richtig zwingend gegen tiefstehende Weichendorfer. Aber nach einer Ecke klärte Beck gegen Sebastian Mache und Peter Koch warf sich in höchster Not in einen Abschluss von Simon Schwarz. Dazu lenkte der Weichendorfer Keeper einen Hollfelder-Abschluss gerade noch zur Ecke. Die Gelegenheiten, die Partie nochmal richtig heiß werden zu lassen, waren also da. Aber die Uhr tickte gegen die Gastgeber. In der 90. Minute wurde dann Michael Jöbstel im Strafraum gehalten und es gab zu Recht Elfmeter. Aber auch den entschärfte der sicher Gästetorhüter Marco Beck gegen Simon Schwarz. Es hätte also durchaus noch mal eng werden können – so wurde es dann deutlich. Denn nach einem Foul an Murat Cümen ca. 22 Meter vor dem Tor schnappte sich Johannes Stieg den Ball und setzte ihn über den Umweg Innenpfosten zum 0:3 in die Maschen.

„Es war härter als das Ergebnis aussagt“

Das musste Weichendorfs Trainer Manni Drozd nach der Partie zugeben. Es konnte ihm schlussendlich egal sein, der Tabellenführer holte sich die drei Punkte in Hollfeld und baute seinen Vorsprung aus. Und aufgrund der ersten Halbzeit, in der die Weichendorfer drei statt nur ein Tor hätten machen müssen, auch nicht unverdient. Sie spielten die Führung schön heraus, nutzten eiskalt einen Fehler zum 0:2 und legten zum Schluss hin nochmal nach. Der ASV Hollfeld übte in der zweiten Halbzeit gut Druck aus und kam auch zu gefährlichen Abschlüssen. Scheiterte dabei aber immer wieder knapp bzw. am starken Gästekeeper. Wäre früh der Ausgleich gefallen oder nicht allzu spät der Anschluss gelungen und beides war möglich, wäre vielleicht noch ein Punkt drin gewesen.

Das war ein deutlich härteres Stück Arbeit, als es das am Ende dann deutliche Ergebnis aussagt. Die Partie stand eigentlich bis zum Schluss und bis zu unserem dritten Treffer auf der Kippe. Nicht zuletzt auch deswegen, weil wir es verpasst haben, vor der Pause nachzulegen. Aber heuer bzw. aktuell rächt sich das nicht. Auch, weil wir – anders als in manchem Spiel der vergangenen Saison – dann auch in den Druckphasen der Hollfelder stabil geblieben sind und uns keine Schwächephase erlaubt haben. Gut und wichtig war heute auch, dass wir von der Bank nachlegen konnten.

Manfred Drozd, Trainer SV Weichendorf

In den ersten zwanzig Minuten hat man den Respekt der beiden Mannschaften voreinander gemerkt, die sehr abwartend agiert haben. Wir sind dann in Rückstand geraten bei einer Situation, die nicht einfach zu verteidigen war. Nach der Pause sind wir gut reingekommen und hatten unsere Chancen, kassieren aber dann sehr unglücklich das zweite Tor. Ich muss bei meinem Volleyschuss eigentlich das 1:2 machen, dann wird es nochmal richtig eng in dem Spiel. Weichendorf kam dann in der zweiten Halbzeit kaum mehr raus aus der eigenen Hälfte – aber ihr Keeper hat zwei, drei Bälle richtig stark gehalten.

Jochen Hollfelder, Spielertrainer ASV Hollfeld

Wir hatten vor der Halbzeit richtig große Chancen und müssen eigentlich da schon 3:0 führen. Dann ist die Partie schon früher entschieden und wir müssen nicht bis zum dritten Tor zittern. In der zweiten Halbzeit waren wir dann tief gestanden und haben nach vorne nicht mehr so viel gemacht – was aber in Ordnung ist, wenn du auswärts 2:0 führst.

Alex Globisch, Spieler SV Weichendorf

Dieser Spielbericht stammt von Markus Schütz, anpfiff.info