Viele Zweikämpfe, keine Tore
von Markus Schütz, anpfiff.info
Je näher es in Richtung Winterpause geht, desto wichtiger wird auf den tiefen Böden der kämpferische Aspekt. Das wussten die beiden Teams vor der Partie und wollten gerade in dieser Hinsicht auf der Höhe sein.
„Wir sind natürlich der Außenseiter.“, sagte Weichendorfs Trainer Jan Scheibe und belegte das, zusätzlich zum Blick auf die Tabelle, in der der SV Merkendorf 19 Punkte mehr auf dem Konto hatte als die Gastgeber, mit einer weiteren Zahl. „Rabbie Khalil hat ein Tor mehr geschossen als der gesamte SV Weichendorf.“ Dementsprechend wollten die Gastgeber vor allem die Mitte dicht kriegen, in die Zweikämpfe kommen und die Räume eng machen. „Darüber hinaus möchten wir aber auch immer wieder in unser Umschaltspiel kommen und über Außen Tempo machen.“, erwartete der Weichendorfer Coach einen Tabellenführer, „der früh drauf gehen und drücken wird.“
Stefan Grasser und der SV Merkendorf wollten „das Derby unbedingt gewinnen. Erstens weil es eben ein Derby ist, aber auch, weil wir unseren Vorsprung mindestens beibehalten wollen.“, kündigte er an. „Außerdem wollen wir unseren Zuschauern, die auch heute sicher wieder zahlreich erscheinen und uns unterstützen werden, etwas zurückzahlen im letzten Spiel vor der Winterpause.“
Sicherheit und Kampf dominieren das Geschehen
Der SV Weichendorf war zu Beginn des Spiels fast ein wenig offensiver, als angekündigt. Zum einen, weil auch der SV Merkendorf zunächst einmal in seine defensive Grundordnung kommen und Sicherheit walten lassen wollte, zum anderen aber eben auch, weil der SVW sofort zeigte, dass er einen guten Tag erwischt hatte. Insbesondere im Hinblick auf das gemeinsame Arbeiten gegen den Ball und das Umschalten in beide Richtungen. Gerade im Zentrum, wo Max Sönning viele Kontakte hatte, war es – wie von Trainer Scheibe gefordert – meist dicht. Und auch, wenn es keine eigenen offensiven Aktionen gab, lobte SVW-Trainer Jan Scheibe seine Elf nach zehn Minuten lautstark: „Wir sind gut drin und stehen gut!“
Während Merkendorfs spielender Co Florian Ultsch seine Elf kurz darauf aufforderte: „Wir müssen mehr dagegenhalten.“ Gegen Gastgeber, die aggressiv zu Werke gingen, die die Zweikämpfe suchten, fanden und sie konsequent führten. Und sich so immer wieder pushten. Aber auch die Merkendorfer standen gut und packten in der eigenen Hälfte zu, so dass zwar immer wieder viel Tempo drin war, wenn es um Balleroberungen und Umschaltspiel ging. Zusammenhängende Aktionen, ausgespielte Angriffe oder längere Ballbesitzphasen gab es weder für die eine, noch für die andere Mannschaft. Es war das erwartete Kampfspiel, das vor allem im mittleren Drittel stattfand. Und das nach einer unglücklichen Aktion für Merkendorfs 26-Tore-Mann Rabbie Khalil vorzeitig beendet war. Nach einer halben Stunde bekam er im Zweikampf einen Schlag auf den Knöchel und musste vom Feld getragen werden. Natürlich war das nicht nur ein Schlag für Khalil, sondern auch für den SV Merkendorf, der sich ohne seinen Torgaranten neu orientieren musste. Es gab schließlich bis zum Pausenpfiff noch zwei, drei Abschlüsse, aber eine echte Parade mussten die beiden Keeper nicht zeigen. Mit einer Ausnahme: Merkendorfs Julian Krapp musste sich ein Mal richtig lang machen, als eine scharfe Flanke von Max Sönning immer länger wurde und sich ins lange obere Eck zu senken drohte. Und so wurden die Seiten torlos gewechselt.
Auch in Durchgang zwei keine Tore
Die erste Aktion des zweiten Durchgangs gehörte dann früh nach Wiederbeginn den Merkendorfern. Und zwar in Person von Niklas Hohner, der im Zentrum Tempo aufnahm, sich gut durchsetzte und in den Sechzehner eindrang. Die kurze Unsicherheit, ob er abspielen oder es selbst versuchen sollte, reichte, um ihn von Weichendorfer Seite noch zu blocken. Es blieb dabei, aus dem Spiel heraus kamen beide Teams weiterhin kaum durch. Was Merkendorf nun allerdings gut machte, waren die Standards, insbesondere die Ecken hatten es in sich. So setzte Alexander Globisch eine davon direkt an den kurzen Pfosten und als Kevin Bäuerlein den viel zu frei stehenden Jeremy Linke fand, zog der volley ab – aber kurz vor der Linie wurde der Ball noch von Keeper Johannes Schuler geblockt. Dazwischen hatten die Weichendorfer durch ihren Kapitän Christopher Safrath aber auch einen vielversprechenden Abschluss. Nämlich als sich der dynamische Luis Lappus stark über links durchsetzte und den Ball nach innen brachte, ging der Schuss von Safrath – noch leicht abgefälscht – übers Gehäuse. Damit endete aber die Phase, in der beide Teams nach vorne einen Tick mehr Risiko gingen. Denn das Spiel ging in die letzte Viertelstunde und damit in einen Bereich, in dem das erste Tor entscheidend sein könnte, weil die Zeit zum Reagieren kurz, vielleicht zu kurz wäre. Und verlieren wollte dieses Derby keines der beiden Teams. Zehn Minuten vor dem Ende musste dann der Merkendorfer Jeremy Linke nach einem Foul an der Mittellinie für zehn Minuten vom Feld. Das heißt, die restliche Zeit musste der Tabellenführer in Unterzahl absolvieren. Aber das gelang eigentlich ohne größere Probleme. Nur ein Mal noch musste Julian Krapp eingreifen, als nämlich Peter Koch einen Freistoß aus spitzem Winkel direkt aufs Tor zog – aber die Fäuste des Merkendorfer Keepers standen im Weg. Und so blieb auch die zweite Halbzeit torlos.
Leistungsgerechte Punkteteilung
Beide Teams haben bei den Basics, die bei der Jahreszeit, auf dem Untergrund und in einem Derby gefragt sind, überzeugt. Gerade der Außenseiter Weichendorf war im ersten Durchgang in dieser Hinsicht sehr präsent und über die gesamte Spielzeit kampf- und laufstark. Aber die Merkendorfer hielten in dieser Hinsicht gut dagegen. Aber sowohl bei ihnen als auch bei den Weichendorfern ging nach vorne viel zu wenig.
Denn klar ist natürlich auch, bei allem Respekt vor dem kämpferischen Einsatz: Das Duell Erster gegen Vierter hätte durchaus den einen oder anderen spielerischen Aspekt mehr haben können oder sogar müssen. Schlussendlich konnte der Tabellenführer aufgrund seines großen Vorsprungs mit dem Punkt vielleicht sogar besser leben, Weichendorf hätte ein Dreier im Kampf um den zweiten Platz schon gut getan. Möglich gewesen wäre er gegen einen SV Merkendorf, der schließlich zum ersten Mal in dieser Saison ohne eigenen Torerfolg blieb.
