Verrückte Schlussphase

Es war wohl die bisher schwächste Saisonleistung, die die Weichendorfer Truppe am gestrigen Tag, zumindest siebzig Minuten lang, ablieferte. In einer turbulenten Schlussphase konnten sich die Hausherren noch einen Punkt retten, mit dem niemand mehr gerechnet hätte. Doch der Reihe nach. Stand die Partie in den stürmischen Morgenstunden noch auf der Kippe, erfolgte der Anpfiff dann pünktlich um 15 Uhr bei doch recht angenehmen Fußballwetter. Das Duell der beiden Teams gab es zuletzt vor sage und schreibe neun Jahren, damals schaffte die DJK den Aufstieg in die Kreisliga. Die Gastgeber kamen schwer, eigentlich gar nicht in die Partie, leisteten sich haarsträubende Fehler und machten den Eindruck, als hätten sie die Zeitumstellung nicht vertragen. Die Gäste vom „Beerch“ waren wesentlich wacher und kamen rasch zur Führung. Einen perfekt gespielten Pass vollendete Stefan Weidner in bester Torjägermarnier. Nach einem weiteren Missverständnis in der Weichendorfer Hintermannschaft konnten sich die Gäste den Ball im Strafraum ungestört zuschieben, bis dann ein Weichendorfer Abwehrspieler einen Gaststürmer regelwidrig zu Fall brachte. Jonas Grasser trat an und der Weichendorfer Keeper Johannes Schuler konnte den Ball an den Pfosten lenken. Den Abpraller verwandelte Grasser dann seelenruhig, da keiner der Abwehrspieler gewillt war, ihn daran zu hindern. Ein hartes Brot – 0:2 nach einer Viertelstunde. Der SVW war geschockt und brachte nichts zu Wege, kaum Torgefahr und kaum gewonnene Zweikämpfe, so kann man kein Spiel gewinnen. Wenn überhaupt Gefahr für das Königsfelder Tor drohte, dann waren es Standardsituationen. Ein Freistoß von Leßner strich knapp am Pfosten vorbei und eine auf das Tor getretene Ecke vom T. Mößner entschärfte der Torhüter. Umso überraschender fiel der Anschlusstreffer dann doch noch vor der Pause. Es war ein Freistoß von Marvin Leßner, den er direkt ins linke untere Eck verwandelte. Es gab wieder Hoffnung für den SV Weichendorf, der auch in der Pause umstellte, um mehr Offensivkraft zu entwickeln. Doch die guten Vorsätze wurden von der DJK im Keim erstickt. In der 50. Minute nutzten sie ihre erste Konterchance. Wieder kam der Ball zu Stefan Weidner, der ihn aus gut zwanzig Metern ziemlich humorlos in das Weichendorfer Gehäuse hämmerte. Der nächste Genickschlag für den SVW folgte nach einer guten Stunde. Kapitän Jochen Mößner musste nach wiederholtem Foulspiel das Feld mit Gelb-Rot verlassen. Doch nun kam die dezimierte Heimelf besser in die Partei. Nach einem Sololauf von Tobias Mehler kam dieser knapp am oder im Strafraum zu Fall, kein Pfiff ertönte. Nach einem Distanzschuss reklamierten die Weichendorfer, die nun alles nach vorne warfen auf Handspiel, wieder kein Pfiff. Als dann auch noch Tobias Mehler die Ampelkarte sah, schien die Partie gelaufen. Noch 15 Minuten – Neun gegen Elf beim Spielstand von 1:3. Eine „Mission Impossible“? Was nun folgte, war ein Spektakel, das sich die Zuschauer die Augen rieben. Die neun verbliebenen Weichendorfer setzten die Königsfelder nun mächtig unter Druck und kamen durch Oliver Ohland zum 2:3-Anschlusstreffer. Er setzte sich klasse gegen gleich zwei Abwehrspieler durch und spitzelte den Ball, am Keeper vobei, in die Maschen. Nun gelang den Königsfeldern nahezu nichts mehr und es schien, als wären die Weichendorfer ein Mann mehr. Durch zwei Abseitspfiffe brachte der Unparteiische den Unmut der Gästezuschauer lautstark zum Vorschein. In der 82. Minute hatte Weidner (wer sonst) die Chance zur Entscheidung, doch sein Heber ging neben das Tor. In den Schlussminuten brannte es im Königsfelder Strafraum lichterloh. Nach einem Foul an Oliver Ohland zeigte der Schiedrichter in der 89. Minute auf den Elfmeterpunkt. Florian Baumgärtner übernahm die Verantwortung. Seinen Flachschuss wehrte Torwart Hirschberg ebenso ab wie den Nachschuss von Ohland. Dann wurde der ballführende Weichendorfer Spieler ungestüm umgesenst und es gab, dreißig Sekunden nach dem ersten Strafstoß, erneut Elfmeter. Zwei Königsfeldern gefiel dies gar nicht und ihre Proteste führten dann auch zu jeweils Gelb-Rot. Nun war es Oliver Ohland, der als Schütze antrat. Er konnte den Keeper verladen und zum 3:3 einschießen. Ein verrücktes Ende. Weichendorf konnte durch diesen mehr als glücklichen, nicht mehr für möglichen gehaltenen Punktgewinn seine Serie ausbauen. Sie sollten sich aber schleunigst steigern, wenn diese weiter Bestand haben soll. Die Gäste müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nach den beiden Platzverweise gegen Weichendorf nicht konsequent weiter nach vorne gespielt haben.

Thomas Baum

Abteilungsleiter Fußball

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